Trotz der demografischen und sozioökonomischen Bedeutung der griechischen Nachkriegsmigration nach Westdeutschland sind historische Studien zu griechischen Einwanderern – sowohl Männern als auch Frauen – nach wie vor äußerst selten. Dieses Projekt wird die Geschichte der griechischen Einwanderung nach Westdeutschland von 1960 bis 1981 dokumentieren – vom Beginn der Massengewinnung griechischer Arbeitskräfte bis zum Jahr, in dem Griechenland der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beitrat. Auf Basis umfangreicher Archivforschung in Griechenland und Deutschland sowie persönlicher Dokumente und mündlicher Überlieferungen von Migrant*innen untersucht das Projekt die Komplexität und Transformationen innerhalb der griechischen Bevölkerung im Kontext der sich wandelnden wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Realitäten Deutschlands. Gleichzeitig werden die Dynamiken zwischen „einheimischen“ und „immigranten“ Gemeinschaften analysiert.

Die Migration wird dabei als Prozess verstanden, in dem Geschlecht und andere soziale Kategorien neu verhandelt werden. Die Studie konzentriert sich auf die unterschiedlichen Arbeits und Lebenserfahrungen griechischer Männer und Frauen in Deutschland während der 1960er und 1970erJahre und auf die Veränderungen, die Migration für ihre Identitäten und Beziehungen mit sich brachte. Darüber hinaus wird die Vielfalt und die internen Beziehungen der griechischen Einwandererpopulation erforscht, wobei drei weitere Differenzierungsachsen hervorgehoben werden: Klasse, subethnische Kultur und politische Haltung. Durch die Analyse von Geschlecht, Klasse, ethnokultureller und politischer Diversität unter griechischen Migrant*innen und durch die Betonung der Heterogenität ihrer Profile, Erfahrungen und Strategien soll die Komplexität der Migrationsgeschichte wiedergewonnen werden.